Auf Einen SChlag
Stephans Blog
für Barrierefreiheit

...und ich bin Stephan!

Für mich hat sich die Welt am 24.1.2021 verändert. Ich bin mal eben zum Steuerberater in unsere Nachbarstadt gefahren um etwas abzuholen. Da traf mich der Schlag und ich wurde im Krankenhaus wieder wach und hatte nur noch meine Linke Körperhälfte. Meine rechte spüre ich noch aber ich kann sie nicht mehr bedienen wie früher. Darüber macht sich ein gesunder Mensch keine Gedanken. Ab da ging alles nur noch mit der linken Hand. Vor dem Schlagangfall war ich Ingenieur und künstlerisch tätig, habe geschrieben, war Rechtshänder, war selbständig tätig, habe gern getanzt und war fast jeden Tag joggen. Ich war auch oft im Fitnesscenter. OK, ich habe gelegentlich ein paar Zigarillos geraucht und gern gegessen, auch Ungesundes gegessen. Außerdem habe ich Bluthochdruck und leide unter Schlafapnoe.
Das alles sollte man ernst nehmen.
Ich tat das nicht.
Nach dem Schlag stellte sich heraus, dass ich auch nicht ganz herzgesund war. Ich habe auch noch Vorhofflimmern, das könnte es letztlich gewesen sein, aber man weiß es nicht. Mein neues e-Bike steht jetzt ungenutzt im Keller herum. Mit einem normalen Rad werde ich nicht mehr fahren können. Ich habe mir ein Dreirad zugelegt, damit kippe ich nicht um.
Jedenfalls hat sich meine hedonistische Welt seitdem sehr verändert. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man das Leben eines Menschen ohne Beeinträchtigungen kennen gelernt hat und dann in einer behinderten Welt neu laufen lernen muss. Alles mit der linken Hand erledigen zu müssen, ist auch nicht besonders einfach.
Das alles hat mich vorher nicht interessiert.
Ich kann es nur mal jedem ans Herz legen, mal alles mal mit links zu versuchen. Allein die Rezepte zu unterschreiben ist schwer. Plötzlich hatte ich Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und Neurophysiologie.
Ich war einige Zeit im Krankenhaus in Marburg auf der Stroke Unit, dann wurde ich von dort in eine Reha-Einrichtung nach Bad Wildungen gebracht. Da hatte ich keinen Einfluß drauf. Dort habe ich auch zum ersten Mal meine Familie gesehen, zwar durch ein Fenster wegen Corona aber immerhin, es gab sie noch. Vorher waren Besuche komplett unmöglich.
Viele Therapeuten mobilisierten mich.
Schon im Krankenhaus wurde ich mobilisiert. Leider habe ich die Namen der Therapeuten vergessen. An die Reha-Klinik kann ich mich besser erinnern. Aber auch hier weiß ich die Namen nur noch bruchstückhaft. Früher konnte ich mir Namen gut merken, zumindest wusste ich immer die Anfangsbuchstaben.
In der Reha-Klinik habe ich sehr oft ein Computerprogramm bedient, um Motorrad zu fahren. Heute weiß ich, dass es eher um Reaktionsgeschwindingkeit ging und nicht um Motorrad fahren und nicht um die Zeit tot zu schlagen. Aber diese Erkenntnis hat eine Weile gebraucht.
Im Krankenhaus habe ich zuerst mit einem Tablet kommuniziert. Den hat mein Sohn ausgestattet. Der hatte ein Bilderprogramm mit dem ich mich ein wenig ausdrücken konnte, so dass ich mich mitteilen konnte, und sagen dass ich Cola Zero haben wollte. In der Reha Klinik habe ich auch meinen Computer wieder bekommen.
Ich habe die meisten Passworte vergessen. Meinen Facebook Account habe ich auch inzwischen vergessen. Meine ersten Sätze waren Zweiwort Sätze. Ich werde sie kommentieren und hier einstellen. Später. So einen Schlaganfall wünsche ich keinem. In der Reha war ein Mann, der erst rund 45 Jahre alt war. Das kann jeden treffen, das hat mit dem Alter nichts zu tun.
Also aufpassen !